Meisterhafte Ehrungen im RSV Unna

„Das, was die Sportlerinnen und Sportler des RSV Unna in diesem Jahr erreicht haben, ist einfach unfassbar.

Sie haben es geschafft in einer Saison 20 internationale bzw. Deutsche Medaillen einzufahren. Sie trugen den Namen Unna in die Welt hinaus“, so Hans Kuhn bei seiner mit Stolz erfüllten Einführung.

Diese Bilanz dürfte durch keinen anderen Westdeutschen Radsportverein erreicht worden sein. Dazu hat sich der nächste Nachwuchs in den Sattel geschwungen. Auch hier zählt der RSV mit zur Spitze in Deutschland. „All diese Erfolge sind mit dem Namen Reinhold Böhm verbunden. Ohne seinen Einsatz für die Sportler wäre dies nicht möglich geworden. Leider ist er für uns alle viel zu früh verstorben.“ Mit diesen Worten erinnerte Hans Kuhn an seinen Freund und den Macher mit dem großen Herz.

In seinem Sinne durften die Erfolge nicht ohne Ehrung bleiben. So standen dann auch 19 Sportlerinnen und Sportler des RSV Unna bei Toyota Muermann auf der Bühne.

Als erste wurden die Kleinsten gefeiert. Um die Trainer Michael Buschhoff und Tobias Müller konnte deutlich gemacht werden, dass der Nachwuchs mit Spaß und Talent schon in den Startlöchern steht. Die Auszeichnung des Sportförderkreises Unna wird uns helfen, die Kinder weiter an das Radfahren heranzuführen, sie für den Sport zu begeistern und ihnen Sicherheit im Straßenverkehr zu vermitteln.

Sicherlich eine besondere Situation ist es, das die Sportler, die mittlerweile in Profiteams unterwegs sind, dem RSV Unna immer noch die Treue halten, Mitglied sind und mit dem Verein trainieren. So konnten der Vize-Weltmeister Lucas Liß, der Deutsche Vizemeister im Derny Felix Happke, NRW Meister und EM-Teilnehmer Aaron Grosser und der Dt. Meister der Feuerwehr Marius Prünte durch Hans Kuhn geehrt werden. „Für mich war es ein schwieriges Jahr“, sagte Aaron Grosser. Neben dem Sport habe ich mich auf die Schule konzentriert. Dann habe ich am Abend vor einem der wichtigsten Rennen, Frankfurt-Eschborn, gehört, dass Reinhold Böhm verstorben ist. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zubekommen und wollte nicht starten. Die Lust war einfach nicht da. Er hat mir viel bedeutet und mir in den vergangenen Jahren immer zur Seite gestanden“, so Grosser weiter.

In allen Teamwettbewerben die wir kennen, ob Fußball, Handball oder welche Mannschaftssportart auch immer, ist der Gewinner der Bundesliga Deutscher Meister. Leider gibt es diesen Titel im Radsport nicht. Dennoch dürfen sich Westfalenmeister Simon Schmitt und Jon Knolle als solche fühlen. Mit dem NRW Auswahlteam waren sie am Ende erfolgreich und holten am Ende einer langen Saison nach Jahren den ersten Bundesliga-Mannschaftserfolg nach NRW. Dazu gewann Jon Knolle im Mannschaftszeitfahren mit dem Team das Bundesliga-Rennen. Alle anderen Altersklassen fuhren hier ihre Deutsche Meisterschaften aus. Wieder mal nur ein gefühlter, leider doch unechter Titel. Wie selbstverständlich erzählte Jon Knolle dabei noch von seinen Rennen im Dress der Nationalmannschaft. Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix, ein Traum vieler Radsportler, durfte er unter anderem bestreiten. Dass er Roubaix nicht erreichte lag am Ende dann doch an seiner Pechsträhne an diesem Tag. Mit acht Defekten war er am Ende ohne Chance. Hängen bleiben am Ende die besonderen Eindrücke der Fans an der Rennstrecke und sicher auch die gewonnene Silbermedaille mit dem NRW Vierer in der Verfolgung bei der Bahn-DM.

Dann bat Hans Kuhn Justin Wolf auf die Bühne. Der 24-Jährige, der seit 2008 für den RSV in die Pedale tritt, fuhr bis Ende Mai eine durchwachsene Saison. Dann ließ er sich reamateurisieren und der Erfolg kam zurück. Ohne Druck und mit Unterstützung des RSV wurde er bereits im ersten Zeitfahren nach nur drei Tagen 2. bei den Landesmeisterschaften NRW. Es folgten Siege bei Rundstreckenrennen bis es dann plötzlich richtig losging. Bei den Dt. Bahnmeisterschaften fuhr er in der Verfolgung die viertschnellste Zeit und lies dabei die Hälfte der Nationalmannschaft hinter sich. Alle Zuschauer und der Bundestrainer waren von der schnellen und gleichmäßigen Fahrt begeistert. Tatjana Paller bekam es beim eigenen Aufwärmen mit. „Wenn es ein solches Raunen in der Halle gibt, dann lenkt es ab. Natürlich habe ich hingesehen wenn einer aus dem eigenen Team fährt. Es war schon ein krasses Rennen.“ „Im kleinen Finale wusste ich, dass ich noch schneller fahren kann. Das hat dann auch geklappt und zur Bronzemedaille gereicht, “ so Justin bei der Ehrung. Es folgte die Berufung in die Nationalmannschaft. Bei der Oder-Rundfahrt fuhr er im Nationaltrikot auf Rang 2 der Gesamtwertung. Jetzt stehen die Weltcups im Vierer an. Und dann war da noch die Dt. Meisterschaft im Zeitfahren auf der Straße. „Die 48 Kilometer wollte ich unter einer Stunde fahren.“ Dieser mutigen Aussage ließ er Taten folgen; die Uhren blieben bei 58:39 Minuten stehen. „Ich habe dann lange mit Toni Martin bei der Doping-Kontrolle gesessen. Als er von meinen durchschnittlichen 425 Watt hörte hat er mir gratuliert. Es war eine tolle Begegnung mit Toni, “ so Justin.

Als Nächster gesellte sich der dreifache Dt. Jugendmeister Michel Heßmann zu Justin auf das Podium. Neben den Titeln im Straßenrennen, dem Mannschaftszeitfahren auf der Straße und dem Punktefahren auf der Bahn errang Michel in dieser Saison noch die Silbermedaille bei dem Dt. Meisterschaften im Zeitfahren, gewann die Silbermedaille bei den olympischen Spielen der europäischen Jugend in Ungarn, gewann die TMP-Rundfahrt und wurde zweiter bei Oststeiermark-Rundfahrt. „Mein Highlight war sicherlich die Silbermedaille in Ungarn. Das war alles wie bei der richtigen Olympiade. Wir waren mit dem DOSB und vielen anderen Sportlern dort. Es gab ein Athleten Dorf, eine Eröffnungsfeier und eben die stark besetzten Wettbewerbe. Nach der Silbermedaille durfte ich dann in das Youtube-Studio des DOSB zum Interview. Eine halbe Stunde war ich live auf dem Kanal. Dazu dann nach meinen Wettbewerben die Kontakte zu anderen Sportarten. Es war schon richtig krass und einfach nur toll.“

Auch nach so vielen Medaillen war noch kein Ende. Mit Franzi Koch folgte die Dt. Meisterin im Straßen- und im MTB-Rennen. Dazu gewann sie Bronze im Zeitfahren, Silber bei der Mannschaftsverfolgung und Bronze in der Einerverfolgung bei der Bahn-DM sowie zwei Rennen der Bundesliga. Höhepunkte waren dann aber die Teilnahmen bei der MTB-EM, der MTB-WM in Australien und der Straßen-WM in Norwegen. „Australien war schon toll. Während in Deutschland schlechtes Wetter war fuhren wir dort bei über 30 Grad und bei viel Staub. Am Start hatte ich großes Pech. Die vor mir gestartete Französin stürzte, alle fuhren an uns vorbei und es ging am Ende des Feldes los. Das hat mich unheimlich viel an Kraft gekostet. Zur Mitte des Rennens lag ich mit einer kleinen Gruppe auf Platz drei. Am Ende merkte ich, dass die erste Rennhälfte viel Kraft gekostet hatte. Mir fehlten im Finale dann einige Körner. Mit Platz fünf bin ich aber schon richtig zufrieden. Für das nächste Jahr hoffe ich mich noch ein wenig weiter nach vorne schieben zu können.“

Das Finale setzte dann der Neuling im Stadtwerke-Unna-Team, Tatjana Paller. Die Lenggrieserin fuhr bei den Dt. Bahnmeisterschaften die Siege im Punktefahren und der Mannschaftsverfolgung sowie die Silbermedaille in der Einerverfolgung ein. Auch die vierten Plätze beim Bahn-Weltcup in Manchester in der Mannschaftsverfolgung und im Scratch sind mehr als nur Achtungserfolge. „Mein Höhepunkt war die Bahn-EM U23 in Portugal. Ich wusste, dass ich im Punktefahren nicht schlecht bin. Als Dt. Meisterin hatte ich mir einiges vorgenommen, auch wenn mit der ehemaligen Weltmeisterin Dideriksen aus Dänemark auch die große Favoritin am Start war. Es war ein brutal schweres Rennen. Sicher habe ich auch ein wenig Glück gehabt, aber ich habe gewonnen“ so Tatjana Paller im Interview. Nur zwei Tage später holte sie mit dem Frauen-Vierer in der Verfolgung die Bronzemedaille gegen die übermächtig scheinenden Britinnen. Jetzt fährt sie gemeinsam mit Charlotte Becker die Weltcups in diesem Winter.

Am Ende war es den Sportlern wichtig, die Sponsoren in den Mittelpunkt zu stellen. „Ohne ihre Unterstützung würde uns die Grundlage der Erfolge fehlen. Dafür möchten wir uns bei ihnen bedanken und hoffen, damit ein klein wenig zurückgeben zu können“, so Justin Wolf. Gemeinsam mit Tatjana Paller, Franziska Koch und Michel Heßmann übergaben sie ihre DM und EM Trikots an Herrn Schäpermeier von den Stadtwerken Unna, Herrn Muermann vom Toyota Autohaus Muermann und Herrn Brettschneider vom Aluminiumwerk Unna.

Es war ein sportlich herausragendes Jahr des RSV Unna. Die Vorarbeit, die Reinhold Böhm geleistet hat möchten wir fortführen. Mit diesem Willen gehen wir in das Jahr zum 50. Jubiläum 2018. Neben diesem Jubiläum werden die Drei-Länder-Meisterschaften am 17.06.2018 im Südkreis Unna im Mittelpunkt stehen. Eine große Aufgabe für das kleine Team um Hans Kuhn.

 

 

 

 

 

Text: RSV Unna
Fotos: Werner Möller

 

 

 

 

 

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