Nachfolgend ein Tagebucheinblick der Dortmunder Radsportlerin Anna Bianca Schnitzmeier, die in den vergangenen Wochen in Europa ihrem Sport nachgegangen ist.
Anna-Bianca Schnitzmeier berichtet von ihrem Einsatz bei der Nationalmannschaft Krasna-Lipa, EM-Ankara und Thüringen-Rundfahrt
„Knapp vier Wochen war ich unterwegs. Alles ging los mit der Krasna Lipa, einer eigentlich kleinen Frauenrundfahrt in Tschechien an der deutsch-polnischen Grenze. Was allerdings nicht klein war, war das Starterfeld mit 180 Frauen aus Holland, Tschechien, Russland, Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern.
Bei dieser Rundfahrt ging es mir eigentlich nur noch darum mich für die EM in Ankara eine Woche später zu qualifizieren. Der Bundestrainer war zwar schon nach der deutschen Meisterschaft von meiner Leistung überzeugt, aber auch von der zweier anderer Fahrerinnen, weshalb es dann in der Krasna Lipa darum ging, mich von den anderen zweien abzusetzen und für die EM zu empfehlen.
Nachdem wir dann die Aufgabe hatten mit der deutschen Nationalmannschaft um den Gesamtsieg von Sarah Düster mit zu kämpfen und für sie zu arbeiten, konnte ich mich dann deutlich von den anderen zweien absetzen und mit dem Team mit fahren. Nachdem ich dann am letzen Tag in den Zwischensprints nochmal viel für Sarah tat, stieg ich nach der Hälfte der letzen Etappe aus. Somit wurde ich nicht mehr im Gesamtklassement aufgelistet, war aber stark genug, um dann mit zur EM fahren zu dürfen.
Dienstag, den 13.07.2010 ging es dann mit 6 weiteren Mädels (Denise Zuckermandel, Lisa Brennauer, Romy Kasper, Sabrina Schweizer, Laura Foquet, Martina Zwick) ab in die Türkei. Donnerstags stand schon das Zeitfahren auf dem Programm, welches Denise Lisa und Sabrina bestreiten sollten.
Leider haben an diesem Dienstag nur wir den direkten Weg nach Ankara gefunden. Unsere Räder wurden in München stehen gelassen und kamen erst am Mittwochmorgen ins Hotel. Die Vorbereitungszeit der Zeitfahrer wurde damit leider ein wenig verkürzt. Auch an die etwas andere Hitze haben wir uns alle nicht sofort gewöhnt und deswegen ging das Zeitfahren leider nicht mit einer Medaille aus, wie vorher erhofft, sondern mit Platz 10 für Denise, 14 für Lisa und 20 für Sabrina. Die Mädels haben echt alles gegeben, doch war der Kurs schwerer als gedacht und die Beine an diesem Tag keine Medaillen-Beine.
Aber der Tag war schnell abgehakt, weil ja noch das Straßenrennen anstand und da wollten wir uns alle super präsentieren. Und das taten wir auch. Das Rennen, welches 13 Runden und 125 km lang war ging mitten durch Ankara und war zu Beginn nur von ein paar Stürzen und Defekten geprägt, aber nicht von Attacken oder Schnelligkeit. Doch ab der dritten Runde ging es los mit den Attacken, immer mehr Nationen wollten sich zeigen und versuchten ihr Glück in Gruppen. Auch wir waren immer in einer Gruppe vertreten und gestalteten unser Rennen offensiv. Vier Runden vor Schluss setzte sich die entscheidende Gruppe ab. Acht Fahrerinnen mit einer Deutschen, Romy Kasper, machten sich auf den Weg den Sieg unter sich auszufahren. Und obwohl es 3km vorm Ziel noch mal eng für die Gruppe wurde, rettete sie einen Vorsprung von 10 Sekunden vorm Hauptfeld ins Ziel. Romy sprintete auf einen sensationellen 4. Platz und war nach dem Rennen völlig erschöpft. Wir haben alles gegeben und auch hier echt mit einer Medaille gerechnet, am Ende wurde es die Holzmedaille, aber viel mehr oder besser hätten wir es eigentlich nicht machen können und somit waren wir ziemlich zufrieden mit uns, vor allem mit der Gesamtteamleistung, da es an diesem Tag so war, dass sich jede für jede geopfert hat und wir zu hundert Prozent zusammen gearbeitet haben.
Sonntag den 18.07.2010 sind wir dann wieder in Frankfurt gelandet, da es montags direkt weiter zur Thüringen Rundfahrt gehen sollte. Diese Rundfahrt bestritt ich in einem kleinen Team als Gastfahrerin. Und nach dem ich letztes Jahr mit schlechter Form in diese Rundfahrt rein ging wollte ich dieses Jahr dass es anders läuft. Die Form war gut und die Motivation erst recht und somit bin ich im Großen und Ganzen auch sehr zufrieden mit dem Endresultat. Bis zum dritten Tag hielt ich mich nämlich auf einem sehr guten 21 Platz in der Gesamtwertung und dritten Platz in der Nachwuchswertung. Doch war das Glück nicht ganz auf meiner Seite, weil mich an diesem Tag eine Wespe stach und mich somit in der Gesamtwertung weit zurück geworfen hat, weil ich das Feld nicht halten konnte und mich erst mal mit dem Stich beschäftigte.
Ich kam somit nur mit dem Gruppetto ins Ziel und war dann nur noch 43. in der Gesamtwertung.
Auch nach dem Zeitfahren sollte dieser Platz weiter meiner sein, weil dieses definitiv nicht zu meinen Stärken gehört. Wie auch immer, ich versuchte an den letzten zwei Tagen meinen Platz noch etwas zu verbessern, dies gelang mir auch so gut es ging. Am Samstag der vorletzten Etappe erreichte ich mein bestes Tagesergebnis mit dem 17. Rang und nur 1:50 min Rückstand auf die Tagessiegerin.
Der letzte Tag wurde dann noch mal zum härtesten. Die Königsetappe der Thüringenrundfahrt, nach dauerhaftem auf und ab unter anderem am bekannten Hanka Berg, erreichte ich nach 134km das Ziel mit der ersten Verfolgergruppe. Ich wurde nochmals 26. und schob mich damit immerhin noch auf Platz 37 in der Gesamtwertung vor und Platz 7 in der Nachwuchswertung.
Mehr war nach diesem einen verkorksten Tag leider nicht mehr drin.
Aber ich bin froh diesmal eine wesentlich ansprechendere Rundfahrt gefahren zu sein und freu mich so langsam Anschluss an die Spitze zu bekommen.
Doch jetzt ist erst mal Ruhe mit rumreisen. Das nächste große Rennen ist erst wieder der Sparkassen Giro am 7. und 8. August.“, so Anna über Ihre letzten Einsätze
Anna Bianca Schnitzmeier / Norbert Schnitzmeier