DM-Silber für Michel Heßmann

Er ist das internationale Aushängeschild im Rad Team Stadtwerke Unna. Michel Heßmann, EM und WM 4. im Zeitfahren gewann bei den Deutschen Meisterschaften in Linden sowohl im Zeitfahren wie auch im Straßenrennen die Silbermedaille.

Linden, der Ort, an dem vor zwei Jahren Michel Heßmann und Franziska Koch für den RSV Unna im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaften Gold gewannen, war erneut Austragungsort der nationalen Meisterschaften. Als Titelverteidiger ging Michel Heßmann an den Start. Neben ihm gab es eine Vielzahl von Mitfavoriten. „Mein Ziel war die Titelverteidigung. Allerdings war mir schon klar, dass es schwierig werden würde. Mit Marco Brenner und Maurice Ballerstedt wusste ich um die ärgsten Widersacher.“
Die Vorbereitung lief optimal für Michel Heßmann. Alles war auf die Titelverteidigung ausgerichtet. Dann ging es an den Start. Der Countdown lief herunter und es ging die Rampe hinunter auf die Strecke. „Mir ist beim Start der Wattmesser ausgefallen. Damit konnte ich die ganze Zeit über nicht kontrollieren, wie weit ich gehen kann. Das hat unterwegs wahnsinnige Nerven gekostet.“ Wattmesser, sie geben dem Sportler die Möglichkeit, jederzeit bis an die Grenze zu gehen. Wer sie überschreitet merkt schnell, wie die Muskulatur übersäuert und ein erheblicher Leistungsabfall folgt. Ohne diesen, fehlen oft die notwendigen Prozent um das Optimum herausholen zu können. „An der Wende bin ich dann von einem heftigen Regenschauer erwischt worden. Der war so extrem, dass ich nichts mehr sehen konnte. Ich musste die Geschwindigkeit reduzieren und habe mir das Visier herunter gerissen. Alles hat wahnsinnig Zeit gekostet.“
Am Ende rettete Michel dennoch die Silbermedaille ins Ziel. Ich hatte mir mehr vorgenommen. Irgendwie bin ich bei den Umständen noch zufrieden. Es hätte aber gerne mehr sein dürfen. Gold ging hier an den überragenden Marco Brenner aus Ansbach, der sich deutlich von allen anderen Fahrern absetzen konnte.
Am nächsten Tag stand an gleicher Stelle das Straßenrennen an. „Ich kenne den Kurs und weiß, dass er mir liegt. Dennoch sollte Marco Brenner hier der große Favorit sein. Er ist der bergfesteste von uns allen“, so Heßmann vor dem Rennen. Mit viel Mut ging Heßmann das Rennen an. Er setzte sich frühzeitig als Solist ab und bestimmte auf den ersten 60 Kilometern das Rennen mit bis zu einer Minute Vorsprung. „Es ist Wahnsinn so früh anzugreifen und viel Energie zu verbrauchen, während sich die anderen Favoriten schonen können“, befürchtete Hans Kuhn schon während des Rennens. Als Brenner dann aus dem Feld angriff folgten ihm noch zwei Fahrer. Heßmann kämpfte und hielt die drei Verfolger lange auf Distanz. Nach 80 Kilometern war es dann um ihn geschehen. Die Gruppe schloss auf und baute den Vorsprung zum Feld auf weit über drei Minuten aus. Brenner sah sich das aber nicht lange an und attackierte erneut. Die Spitze zerfiel und nur Heßmann konnte folgen. „Michel blieb lange 10 Sekunden hinter Brenner. Ich hatte gehofft, dass er in der Abfahrt würde aufschließen können. Dann verließen ihn aber irgendwann die Kräfte und Brenners Vorsprung wuchs stetig an“, so Kuhn. Auf den letzten 11 Kilometern wurde das Rennen für Heßmann zu einem reinen Kampf. „Michel bekam Krämpfe und drehte sich aus Angst immer wieder um. Wir haben ihn mit Getränken und Riegeln versorgt, damit er sich noch erholen kann und haben ihn angefeuert. Er hat sich ins Ziel gequält. Die Anstrengungen aus der ersten Rennhälfte hatten nun deutliche Folgen“, so Hans Kuhn.
Am Ende durfte Michel Heßmann an diesem Wochenende seine zweite Silbermedaille in Empfang nehmen. Die Glücksmomente kamen, als die Erholung langsam einsetzte und für ihn klar wieder, was für ein starkes Rennen er gefahren ist.

Überraschung durch Julius Dräger
Er hat im Training stets angedeutet, wie stark er fahren kann. Bislang konnte er es nur selten in den Rennen bestätigen. Schwierige Bedingungen führten bei Julius Dräger in diesem Jahr dazu, dass er kaum Rennen fahren konnte. Ohne die erforderliche Rennhärte ging er in Linden bei der DM an den Start.
Er bereitete sich auf jedes andere Rennen vor. Frühzeitig essen, viel trinken, anziehen und dann das Rad überprüfen. Eine Stunde vor dem Start bekam er Probleme mit dem Steuersatz. Die Mechaniker bekamen den Defekt nicht sofort behoben. Also ging es auf die Suche nach einem Ersatzrad. Da musste dann noch schnell die Position eingestellt werden und schon ging es an den Start.
„In den ersten 4 Runden wurde das Rennen zu einem Ausscheidungsfahren. Eine Attacke folgte auf die andere und das Feld dezimierte sich fortlaufend. In der dritten Runde bekam ich schon wieder Schmerzen, die mich seit Wochen begleiten. So weit in der Spitze zu sein, da wollte ich bei der DM nicht aufgeben. Am Ende war es auszuhalten und es ging in der letzten Runde dann um den Spurt. Ich wusste, dass ich in der letzten Kurve weit vorne sein musste. Also habe ich vorher noch einmal Gas gegeben und bin nach vorne gefahren. Das war auch gut so. Hinter mir hörte ich es plötzlich scheppern. Einige Fahrer waren in der Zielkurve gestürzt. Im Spurt habe ich dann alles gegeben. Sonst ist eigentlich nichts weiter passiert“, so die kurze Rennzusammenfassung von Julius. Eigentlich nicht weiter passiert heißt aber auch, dass er am Ende mit Platz fünf ein Topergebnis erzielt hat und damit gezeigt hat, welches Potenzial in ihm steckt. Wenn er nun kontinuierlich und weiter so erfolgreich fahren kann, dann könnte er der nächste RSV Fahrer sein, der an die Tür zur Nationalmannschaft klopft.

 

 

 

 

 

Text und Fotos: RSV Unna

 

 

 

 

 

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